Willkommen zur Reihe U.F.O.
"Unnötig, fragwürdig, omnipräsent"
In dieser Serie geht es um Elemente im Webdesign, die uns im Alltag oft begegnen – und ebenso oft aufregen. Dabei möchte ich betonen: Nicht alles, was hier genannt wird, ist grundsätzlich schlecht. Viele dieser Methoden funktionieren, einige nutze ich selbst in einer abgespeckten, respektvollen Variante.
Dennoch leidet das Nutzererlebnis häufig – sei es durch Unterbrechungen, unnötige Komplexität oder ein Gefühl der Überforderung. Ein separater Kritikpunkt ist, dass mit Tricks und psychologischen Spielchen gearbeitet wird, um Nutzer in bestimmte Entscheidungen zu lenken – oft entgegen ihrer eigentlichen Absicht.
Ich möchte daher aufklären – über die Hintergründe, die Technik und die möglichen Folgen solcher UX-Muster. Falls du eigene Ideen oder besonders schlimme UX-Sünden entdeckt hast, lass es mich wissen!

Früher war alles einfacher: Captchas bestanden aus kleinen Rechenaufgaben oder krakeligen Buchstabencodes. Das reichte eine Zeit lang, um Spammer abzuhalten. Doch die Bots wurden schnell besser – und zwar richtig gut.
Heute lösen Bots Captchas zuverlässig und schneller als echte Menschen. Der Mensch dagegen scheitert regelmäßig an unlesbaren Buchstaben, verschwommenen Zahlen oder schlecht zugeschnittenen Codes. Von Barrierefreiheit ganz zu schweigen: Für Menschen mit Sehbehinderungen oder kognitiven Einschränkungen sind viele Captchas schlicht nicht bedienbar.
Ampeln, Busse und Zebrastreifen
Google Recaptcha geht noch einen Schritt weiter. Statt Zahlen abtippen heißt es heute: Klicke alle Ampeln an. Oder Zebrastreifen. Oder Busse. Und wenn du denkst, du bist fertig, tauchen einfach neue Bildausschnitte auf.
Was als Schutzmaßnahme gedacht ist, kostet die Nutzer Zeit und Nerven. Wer eigentlich nur eine kurze Nachricht schicken wollte, gibt entnervt auf. Kundenkontakt? Direkt verloren. Und je weiter sich KI-Modelle entwickeln, desto einfacher wird es auch für Bots, solche Bilderkennungen zu automatisieren – ein Kampf, den Menschen kaum noch gewinnen können.
Datenschutz? Auch keine Glanznummer
Was viele nicht bedenken: Jedes Mal, wenn Google Recaptcha eingebunden ist, werden automatisch Daten an Google übermittelt – IP-Adresse, Browserdaten, Fingerprints und mehr. Ohne ausdrückliche Einwilligung ist das ein klarer Datenschutzverstoß.
Das wiederum zwingt Website-Betreiber dazu, zusätzliche Cookie-Banner einzubauen. Warum diese oft schlecht umgesetzt sind und eher nerven als helfen, erkläre ich hier ausführlich am Beispiel von Cookie-Popups. Wer dann denkt, mit einem schnell hingeklatschten Popup sei alles erledigt, sollte dringend nochmal prüfen ob das Cookie-Popup überhaupt funktioniert.
Kurz gesagt: Recaptcha bringt nicht nur UX-Probleme, sondern macht auch Datenschutz unnötig kompliziert.
Puzzles, Drehbilder und anderer Unsinn
Neben den Recaptcha-Bildern gibt es noch die besonders kreativen Captchas: Puzzles zusammensetzen, kleine Logikaufgaben lösen oder Bilder richtig drehen. Nett gemeint, praktisch oft einfach nur eine unnötige Hürde.
Und klassische Textfragen („Welche Farbe hat der Himmel?“)? Kann man sich in Zeiten von KI sparen. Die richtige Antwort (Blau? Himmelblau? Hellblau?) hängt vom System ab – nervt Nutzer und hält Bots kaum noch auf.
Es geht auch anders
Eine brauchbare Alternative sind einfache Klick-Captchas („Ich bin kein Roboter“). Hier erkennt das System im Hintergrund anhand deines Verhaltens, ob du ein echter Nutzer bist – schnell, unauffällig, deutlich weniger störend.
Noch besser: Auf sichtbare Captchas ganz verzichten. Beispiele:
- Honeypots: Unsichtbare Formularfelder, die nur Bots ausfüllen.
- Geolocation-Filter: Nutzer aus dem eigenen Hauptmarkt (z. B. DACH) können ohne Prüfung Formulare absenden. Nur verdächtige Anfragen von außerhalb werden zusätzlich überprüft.
- Zeitschranken: Formulare, die in unrealistisch kurzer Zeit ausgefüllt werden, werden automatisch blockiert.
Techniken wie Fingerprinting zur Bot-Erkennung sind dagegen aus Datenschutzsicht kritisch und in vielen Fällen schlicht nicht empfehlenswert.
Mehr Anfragen dank besserer Nutzererfahrung
Fazit
Captchas sollen Spam verhindern – nicht echte Nutzer verärgern. Wer seine Besucher schon beim ersten Kontakt nervt, riskiert verlorene Kunden und rechtliche Probleme. Es gibt bessere Wege, um beides zu vermeiden. Man muss sie nur einsetzen.
Übrigens: Ich selbst setze auf die Formulare von Elementor – ganz ohne sichtbare Captchas. Bisher habe ich damit keinerlei Spam-Probleme. Die Formulare funktionieren zuverlässig, belasten den Nutzer nicht mit unnötigen Hürden und sorgen für einen reibungslosen Ablauf.